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haben. Solche Bitten sind Gebete nur der Form nach, Lippenbekennt-
nisse, die der Herr nicht akzeptiert. Das Gebet, das Nathanael unter
dem Feigenbaum äußerte, kam aus aufrichtigem Herzen. Es wurde vom
Meister gehört und beantwortet. Christus zeugte von ihm: „Siehe, ein
rechter Israeliter, in welchem kein Falsch ist.“
(Joh. 1,47)
Der Herr liest
in den Herzen aller und ist mit ihren Beweggründen und Absichten be-
kannt. „Das Gebet des Frommen ist ihm angenehm.“
(Spr. 15,8)
Er wird
nicht säumen, jene zu erhören, die ihre Herzen vor ihm öffnen, die nicht
sich selbst erhöhen, sondern aufrichtig ihre große Schwäche und Un-
würdigkeit fühlen.”
Zeugnisse für die Gemeinde 4, S. 579-580.
Montag, 26. Mai
2. Nathanaels Gebet
A. Warum sind wir und diejenigen, mit denen wir arbeiten, oftmals
wie Nathanael? Johannes 1,45-50.
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„Nathanael war einer der vielen, die Johannes ausrufen hörten: „Sie-
he, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“
(Johannes 1,29)
Er fühlte sich verurteilt, zog sich in ein Wäldchen zurück, um von jedem
menschlichen Auge verborgen zu sein, und dachte dort über die Be-
kanntgabe des Johannes nach... Er beugte sich vor Gott und betete,
dass es ihm offenbart würde, wenn die Person, die Johannes als den
Erlöser der Welt bezeichnet hatte, tatsächlich der verheißene Heiland
war.”
Review & Herald, 21. Januar 1873.
„Philippus wusste, dass sein Freund die Weissagungen durchforsch-
te, und während Nathanael gerade unter einem Feigenbaum betete,
fand er ihn. Oft hatten sie an diesem entlegenen Ort, von Laubwerk ver-
borgen, zusammen gebetet. Die Botschaft: „Wir haben den gefunden,
von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben“
schien Nathanael eine unmittelbare Antwort auf sein Gebet zu sein. Der
Glaube des Philippus war noch schwach, und er fügte seiner Botschaft
mit leisem Zweifel hinzu: „Jesus, Josephs Sohn von Nazareth.“ Da wur-
de Nathanaels Vorurteil aufs neue wach, und er rief aus: „Was kann von
Nazareth Gutes kommen?“ Philippus ließ sich auf keinerlei Fragen ein.
Er wies Nathanaels Fragen ab mit den Worten: „Komm und sieh es!“ Je-